Erzieherin geht mit Kindern auf kreative Entdeckungsreise
Rita Meuren-Christen ist seit 40 Jahren mit Leib und Seele dabei
Höhr-Grenzhausen. Ein Zimmer wie aus der Villa Kunterbunt: Hier ein Gerüst mit einer zur Rutsche zweckentfremdeten Holzbank; dort ein olles Klavier. Und sonst: Überall Matten und Türme aus weichen Kissen, die nur darauf warten, dass man sich mit Schmackes hineinplumpsen lässt. Willkommen im Bewegungsraum der "Kinderarche", der evangelischen Kindertagesstätte in Höhr-Grenzhausen. Mittendrin im Geschehen: Rita Meuren-Christen. Eine Erzieherin mit wachem, freundlichen Blick, die trotz des Trubels um sie herum vor allen Dingen eines ausstrahlt: Ruhe. Sie streckt den Kleinen ihre Arme entgegen, wenn sie wagemutig die Bank-Rutsche heruntersausen; tröstet, wenn's mal Tränen gibt. Es braucht kein Übermaß an Menschenkenntnis, um zu sehen, dass hier eine Frau mit Herzblut bei der Sache ist.
Seit stolzen 40 Jahren ist Rita Meuren-Christen mit Leib und Seele Erzieherin. 1977 beendet sie ihre Ausbildung - in einer Zeit, in der die Pädagogen noch aus einem anderen Holz geschnitzt sind als heute: "Früher waren Erzieherinnen und Erzieher die Führenden; diejenigen, die den Jungen und Mädchen gesagt haben, was sie spielen oder basteln sollen", erinnert sie sich an lange Vormittage, an denen die Kleinen fast ausschließlich an Tischen gespielt haben. "Doch im Laufe der Jahre hat sich das grundlegend gewandelt - spätestens im Zuge der Pisa-Studie, die viele neue Erkenntnisse gebracht hat: Die Räume eines Kindergartens und unsere Rollen sind heute viel offener. Wir Erzieherinnen sind nicht mehr diejenigen, die dem Kind sagen, womit es seine Zeit verbringen soll." Stattdessen lernen junge Menschen am besten, wenn sie sich mit Dingen beschäftigen, die sie begeistern, sagt sie. "Unser Job ist es, dafür die Voraussetzungen zu schaffen und sie auf ihren kreativen Entdeckungsreisen und Bildungsprozessen zu begleiten."
In Höhr-Grenzhausen sind diese Voraussetzungen gegeben: Es gibt Rollenspiel-, Bewegungs-, Bau- und Kreativräume, außerdem eine Lernwerkstatt und einen großen naturnahen Außenbereich. "Die Kinder können frei entscheiden, wo sie sich gerade aufhalten wollen und was sie dort machen möchten. Unsere Aufgabe ist es, ihnen ihre Ideen zu ermöglichen. Wenn sie im Bewegungsraum zum Beispiel Lust haben, einen Kletterturm zu bauen, überlegen wir gemeinsam, wie wir das tun können. Im Kreativraum möchte ein Junge eine Batman-Maske basteln? Dann ist es meine Aufgabe, für Materialien zu sorgen, damit er seine Idee umsetzen kann", sagt sie lächelnd. "Vielleicht fasst das unseren Beruf am besten zusammen: Wir sind die Ermöglicher." Organisieren können, teamfähig sein, kreative Frei(t)räume ermöglichen - und ein großes Herz für Kinder haben: Rita Meuren-Christen weiß, dass ihr diese Dinge liegen und sie seit 40 Jahren im richtigen Job ist. "Ich habe als Erzieherin meine Berufung gefunden. Es macht mich glücklich, mich mit Menschen auseinanderzusetzen; sie in ihrem Entwicklungsprozess zu unterstützen und zu erleben, wie sie sich dabei entfalten", erzählt sie und ergänzt augenzwinkernd, dass sie für ihr Leben gerne redet. "Das ist wichtig, wenn man mit Kindern zu tun hat." Manchmal sagt Rita Meuren-Christen aber auch gar nichts: Einer der Jungs sitzt am Rande und schaut traurig drein. Die Erzieherin kniet sich zu ihm hin und fragt ihn leise, ob etwas los ist und er es ihr in Ruhe erzählen möchte. Der Junge sagt ihr leise, wo der Schuh drückt. Rita ist in diesem Moment ganz da für ihn und hört schweigend zu. Später spricht sie über Momente wie diese, die auch zum Alltag einer Erzieherin gehören: "Kinder müssen ernst genommen und als eigenständige Persönlichkeit respektiert werden. Und wenn sie etwas beschäftigt, haben sie unsere ganze Aufmerksamkeit und unseren Trost verdient." Ein Trost, der für das Team der Kinderarche und die rund 600 anderen Kitas der Landeskirche über die Kindergartenzeit hinausgeht: "Wir nehmen den christlichen Glauben sehr ernst und wollen den Jungen und Mädchen ein Grundgefühl von Verlässlichkeit, Aufgehobensein, aber auch von Freude und Dankbarkeit über Gottes Geschenke mitgeben." Das tun die Erzieherinnen, wenn sie mit ihren Schützlingen über Gott sprechen, mit ihnen beten, die Gottesdienste der Kirche besuchen oder eigene auf die Beine stellen. In diese Aufgaben gibt Rita Meuren-Christen viel von sich hinein. "Natürlich kostet das Kraft. Aber mein Sohn ist jetzt erwachsen, und ich habe Zeit, wieder mehr auf mich selbst zu achten. Ich bin ein Naturmensch: Wenn ich mich um meinen Garten kümmere, tanke ich auf", sagt sie und findet, dass ein Garten nicht nur dem Namen nach viel mit ihrer Arbeitsstelle zu tun hat: "Auch im Kindergarten sorge ich für einen guten Nährboden und kann beobachten, wie sich die kleinen Gewächse entwickeln." Nur das Zurechtstutzen der Pflanzen hat sie sich inzwischen abgewöhnt: "Das bringt nichts", winkt sie ab. "Das Pflegen ist wichtiger als das Stutzen. " (bon)
Peter Bongard
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Selters
Telefon: 02626/924 416
E-Mail: peter.bongard.dek.selters@ekhn-net.de
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