Bericht vom Gesamtkongress 2015

Der demografische Wandel ist keine Bedrohung, sondern ein grosses Geschenk.
Dr. Maren Heincke sieht die gesellschaftlichen Veränderungen beim 5. Gesamtkongress Gemeindepädagogik positiv
Alle sprechen davon, dass die Bevölkerungszahl schrumpft, die Gesellschaft immer älter und individualistischer wird. Wohin geht es in der Gemeindepädagogik der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau? Geht es um Leuchtturmprojekte, müssen wir neue „Baustellen“ aufmachen oder die pädagogische Arbeit auf nicht kirchliche, nicht christliche Menschen ausrichten. Rund 125 Mitarbeitende aus dem gemeindepädagogischen Dienst der EKHN informierten sich am Montag in der Evangelischen Hochschule über Optionen zum Umgang mit soziodemografischen Daten und den gesellschaftlichen Veränderungen.
Als erstes ändert den Blick auf die demographische Entwicklung und den gesellschaftlichen Wandel, fordert Dr. Heincke, vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung die Teilnehmenden auf. In den letzten vier Jahrzehnten ist die Lebenserwartung um rund zwanzig Jahre angestiegen. In der Regel sind es zwanzig Jahre, die man selbstbestimmt, finanziell unabhängig und bei guter Gesundheit verbringen könne. Deshalb ist das ein Lebensgeschenk, eine grundsätzlich positive Entwicklung.
Den demographischen und gesellschaftlichen Wandel analysiert die Referentin des Zentrums für gesellschaftliche Verantwortung in Mainz als eine komplexe Entwicklung: aus gestiegener Lebenserwartung, Internationalisierung unserer Gesellschaft, innerdeutscher Binnenwanderung, Individualisierung und Veränderung der Lebensformen sowie der Erhöhung des Bildungsstandards. „Schaut genau hin, wie sich die konkrete Region verändert“, ermuntert Heincke.“ In manchen Gebieten liegen schrumpfende und wachsende Dörfer direkt nebeneinander. Nicht jedes Dorf ist von der Gesamtentwicklung betroffen.“
Auch Bevölkerungsprognosen und Trends speisen sich immer aus den Fakten der Vergangenheit, deshalb muss man auch mit Unerwartetem rechnen. So wurde Sie beispielsweise überrascht, als zu ihrem Vortrag im tiefsten Vogelberg mehrere interessierte Indonesier kamen. „Die waren dort beheimatet und wollten sich informieren.“
Was wird gebraucht und wer in einem Ort lebt, muss man genau wahrnehmen. Deshalb spricht sie auch lieber von soziodemographischem Wandel und Sozialraumanalyse.

Mit diesem neuen Blick wurden in den Arbeitsgruppen am Nachmittag die Herausforderungen des Wandels angenommen: Die Internationalisierung spielte in den Gruppen über die Arbeit mit Flüchtlingen eine Rolle und in der Arbeitsgruppe zu Seelsorge mit Menschen muslimischen Glaubens. Wie kann die Freiwilligenarbeit vor Ort mit anderen Kooperationspartnern gemeinsam realisiert werden? Wie zeigt man evangelisches Profil in einer solchen Kooperation? Welche Erwartungen haben die Kirchenmitglieder angesichts solcher Veränderungen? Wie zeigt sich der Wandel in der eigenen Berufsbiografie.
In welchem Spannungsfeld bewegen wir uns, wenn es immer weniger Jugendliche gibt, um die alle buhlen wurde intensiv diskutiert und die Erwartungen der Kirchenmitglieder und der Distanzierten.
Auf die Frage: Wie kann ich in meiner Region den soziodemographischen Wandel analysieren, wusste Dr. Heincke jede Menge Tipps und gab Beratungsadressen weiter.
Die Teilnehmenden, von denen viele nahezu jedes Jahr dabei sind, ziehen durchweg ein positives Fazit: „Ich nehme wieder viel mit für meine Arbeit. Besonders gelohnt hat sich heute der Ansatz, positiv auf die Veränderungen zu schauen“, sagt Gemeindepädagogin Karin Jablonski aus dem Dekanat Vorderer Odenwald. „Analysieren, Visionen entwickeln, dann mit anderen vernetzen und gemeinsam die Vision umsetzen. Das hilft mir, um aus dem Trauerprozess herauszukommen, dass ich bestimmte Dinge loslassen muss.“ In diesem Jahr – am 21. Nov. 2016 beim 6. Gesamtkongress der Mitarbeitenden im gemeindepädagogischen Dienst wird das Thema „Dialog der Generationen" mit Blick auf Generationen übergreifendes Arbeiten den Schwerpunkt bilden.
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