Die Kirche nicht nur im Dorf belassen - Jugendkirchentag
„Klar habe ich jetzt eine Fort- und Weiterbildung in Waldpädagogik gemacht! Das ist so klasse!“ schwärmt Karen Emmermann, Gemeindepädagogin im Jugendkirchentagsteam der EKHN. Auch wenn Waldpädagogik zur Zeit keine Rolle in ihrem Berufsalltag spielt. Als Tochter eines Försters hat sie ihre Kindheit viel im Wald verbracht und kennt die Chancen und Möglichkeiten der Waldpädagogik und der Natur als Kraftquelle. Aufgewachsen ist sie in einem kleinen Dorf nahe Schotten im „tiefen“ Vogelsberg.
Neben dem Wald spielte auch die evangelische Kirche schon damals eine große Rolle in ihrem Leben: Kindergottesdienst und Teilnehmerin in der evangelischen Jugendarbeit führten bald dazu, dass sie selbst mitarbeiten wollte und von der Teamerin zur Gemeindepädagogin ihren Weg ging.
„Geh gerade Wege, so wird Gott sich deiner annehmen!“ so lautet die Aufforderung ihres Konfirmationsspruchs. Doch ganz gerade verlief dieser Weg zunächst nicht. Nach der Gesamtschule gab es die Erfahrung einen neuen Weg suchen zu müssen. Das erste Oberstufenjahr am Laubachkolleg, der evangelischen Schule Nähe Schotten war nicht von Erfolg gekrönt. Das schlimmste daran war, den Erwartungen nicht entsprechen zu können. „Bloß kein Abitur mehr machen“, schoss es ihr durch den Kopf. Dann geh doch zur Bank oder ins Büro, rieten viele. Aber das wollte sie auf keinen Fall. Sie wollte etwas mit Menschen machen. So hat Karen Emmermann ihren Weg fortgesetzt. Dass sie nach der verpassten elften Klasse den Mut dafür aufbrachte, dazu trugen Menschen in der evangelischen Jugendarbeit bei. Die haben neue Wege aufgezeigt und sie gestärkt. So entdeckte sie die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Sozialwesen im 45 Kilometer entfernten Alsfeld und dort gab es nach zwei Schuljahren das Fachabitur, den Zugang zum Studium der Sozialpädagogik. Doch neue Hürden ließen nicht auf sich warten, denn auf alle ihre Bewerbungen an den staatlichen und evangelischen Hochschulen erhielt sie einige Absagen. Die erste zeitnahe Zusage kam von der Katholischen Fachhochschule in Mainz. „Ich hätte lieber in Darmstadt studiert, wollte kein Jahr verlieren und habe sofort zugesagt“, erläutert sie ihre damalige Entscheidung. Manches war dort anders und es gab auch schon heftige Diskussionen mit einigen Dozenten, wenn die Unterschiede zwischen der liberaleren evangelischen Ethik und den katholischen Überzeugungen deutlich wurden, aber die familiäre Studienatmosphäre und gute Lernbedingungen machten vieles wett. Außerdem ist Mainz eine tolle Stadt und sie hat dort sehr gerne gelebt und studiert.
Angst, nach dem Studium nicht weiterzukommen, brauchte sich die engagierte Studentin nicht zu machen. In der Schulsozialarbeit in Wiesbaden wurde ihr das Angebot für Teil- und Vollzeitstellen nach dem Studium gemacht und eigentlich war der Weg in dieses Feld schon durchgeplant. Doch dann kam der Anruf: Bitte bewirb dich auf eine Stelle im Team für den Jugendkirchentag der EKHN. Was tun? Über den Jugendkirchentag in Mainz hatte sie gerade ihre Bachelorarbeit geschrieben und auch als Honorarkraft mitgearbeitet. Sie war schon mehrfach als Teilnehmerin und mit Jugendgruppen dabei gewesen, hatte sich als Vorsitzende in der Evangelischen Jugend in Schotten, danach als Jugenddelegierte der EKHN und im Vorstand der Evangelischen Jugend dafür eingesetzt.
Nun bestand die Möglichkeit, hier ihre vielen Erfahrungen aus der Jugendarbeit in Schotten, der strategischen Arbeit im Vorstand der Evangelischen Jugend zusammenzubringen. Sie hat nicht lange gezögert, sich beworben und die Stelle erhalten. Auch wenn es hier die Auflage gab, dass sie die gemeindepädagogische Qualifikation noch nachholen musste.
Gerade sind Ihre Wege damit nicht so ganz gewesen und im klassischen Sinn gerade geht es bei diesem Job auch nicht weiter, denn es gehört zu dieser Stelle, dass alle zwei Jahre ein Ortswechsel stattfindet. „Das ist ganz gut, falls ich mal bei der Kirche meinen Job verliere, kann ich in vielen Städten als Fremdenführerin arbeiten“, scherzt sie, der man ansieht, wie gerne sie genau diese Arbeit im Team macht. Nach fünf Jahren lautet ihr Fazit: „In Michelstadt 2012 haben wir noch viel geprobt, Darmstadt 2014 waren wir schon viel besser und in Offenbach 2016 sind wir super professionell aufgestellt.“
Wenn sie die Arbeit für den Jugendkirchentag knapp zusammenfassen soll, gerät sie ins Nachdenken: Das ist wie ein großer Markt der Möglichkeiten der EKHN. Da stehen die verschiedenen evangelischen Ausrichtungen nebeneinander und bringen sich in ein großes Programm ein. Das gefällt ihr, denn für sie ist Jugendarbeit kein Überstülpen von Überzeugungen, sondern die unterschiedlichen Frömmigkeitsstile haben ihre Berechtigung. Jugendliche sollen dabei ganz eigenständig ihren eigenen Frömmigkeitsstil ausprägen können.
Sie akzeptiert da vieles, auch wenn sie bei Taizé-Andachten immer ganz unruhig wird. Die sind nicht ihre Spiritualität. Aber Ruhe gehört auch dazu. Zum Beispiel bei einer Fahrradfreizeit in Schleswig-Holstein in einer ganz dunklen kleinen Feuerwehrkapelle mit vielen Jugendlichen eine Andacht zum Thema Licht zu machen. Wenige Teelichter erhellen spärlich den Raum. Jugendliche sitzen gedrängt und spüren, welche Bedeutung Licht für sie und ihr Leben hat. Davon geht noch mehr.
Wie soll ihr Weg jetzt weitergehen? Toll wäre es, wenn in einigen Jahren der Jugendkirchentag wieder einmal in Michelstadt stattfinden würde, dann könnte sie ihn mit dem Knowhow und der Professionalität von heute organisieren. Bestimmte Fehler würden dann nicht mehr passieren. Vorstellen kann Sie sich aber auch, ihr Wissen an andere Gemeindepädagoginnen weiterzugeben. So gibt es wohl noch viele Wege, die sie gehen kann, irgendwann nach dem Jugendkirchentag in Offenbach 2016.
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