Sie trifft die Jugend und ihre Themen
Die Sarah Winkler koordiniert als Jugendreferentin des Dekanats Kronberg Freizeiten und besondere Projekte wie den Konfirmandentag
Die Zeit ihrer ehrenamtlichen Mitarbeit im Dekanat Kronberg erinnert an ein Praktikum, das junge Leute gewöhnlich für ein paar Wochen in einem Betrieb absolvieren, um den Alltag in einem Beruf genau kennenzulernen. Bei Sarah Winkler hat das Reinschnuppern und Kennenlernen der kirchlichen Arbeit und Aufgaben einige Jahre gedauert. Seitdem sie 17 ist, unterstützte sie in ihrer Freizeit nach der Schule oder später während des Studiums das Dekanat Kronberg bei der Kinder- und Jugendarbeit. In ihrem langjährigen Praxistest konnte sich Sarah Winkler ein genaues Bild machen von der Arbeit sowie den vielfältigen Angeboten der Kirchengemeinden, des Dekanats, den Wünschen der Gemeindemitglieder und von den Erwartungen, die Teenager heutzutage an eine Sommerfreizeit stellen.
Für Sarah Winkler war schon nach ein paar Monaten kirchlicher Arbeit klar: „Das ist mein Ding, genau das möchte ich beruflich machen“. Und eins wurde ihr während der ehrenamtlichen Beschäftigung im Haus der Kirche in Bad Soden im Taunus auch bewusst: „Ich will mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, sie aber nicht wie in der Schule mit Noten bewerten müssen.“ Also ließ sie den ersten Gedanken an den Lehrerberuf fallen und wurde nach einem vierjährigen Studium mit Bachelor-Abschluss im Sommer 2014 Dekantsjugendreferentin. Durch eine gemeindepädagogische und diakonische Zusatzqualifikation erlangte sie außerdem die Voraussetzung und Kompetenz, um bei der Kirche arbeiten und mitgestalten zu können.

Wer die junge Frau in ihrem Büro im Haus der Kirche des Dekanats in Bad Soden besucht, könnte meinen, sie hat es bereits ganz nach oben geschafft. Tatsächlich arbeitet sie im obersten Stock in einem eigenen Büro mit Fernsicht aus den großen Fenstern, mit Blick auf die Dachterrasse. Sie sitzt über dem Dekan, Dr. Martin Fedler-Raupp, der im ersten Stock arbeitet. Selbstverständlich hängt die Anordnung und Verteilung der Büros im Haus der Kirche mit den verschiedenen Arbeitsstrukturen und -prozessen des Dekanats zusammen und weist nicht wie bei Firmen üblich ‑ mit der Chefetage ganz oben ‑ auf die Hierarchie hin. Und doch kann der Arbeitsplatz der Jugendreferentin auch ein Sinnbild dafür sein, wie die Evangelische Kirche jungen Mitarbeiterinnen begegnet.
„Wir genießen hier alle eine große Wertschätzung“, sagt Sarah Winkler. Diesen Eindruck hat die in Schwalbach aufgewachsene Frau nicht erst, seitdem sie bei der Kirche hauptamtlich beschäftigt ist und den bequemen Bürostuhl sowie eine 75-Prozent-Stelle besetzt hat. Schon als ehrenamtliche Mitarbeiterin sei sie akzeptiert und respektiert worden „Meine Meinung hat gezählt.“ Sie spricht von einer Begegnung auf Augenhöhe. Wie aber hat sie die Umstellung von der Ehrenamtlichkeit zur hauptamtlichen Mitarbeiterin in der Kinder- und Jugendarbeit hinbekommen? Und was ist der größte Unterschied? „Heute kann ich die Verantwortung nicht mehr abgeben“, sagt Sarah Winkler. Keine Frage, sie hat jetzt mehr um die Ohren, muss die Freizeiten für Jugendliche vorbereiten, koordinieren und mit den 30 zum Dekanat gehörenden Kirchengemeinden absprechen. Früher war sie selbst Teilnehmerin der Reisen, heute ist sie dafür verantwortlich, dass die Angebote die Teenager ansprechen und alles klappt.
Während die Kinder und Jugendlichen in der Toskana, auf Korfu und in Slowenien unterwegs sind, in niederländischen Gewässern segeln oder die Abenteuerübernachtungen in Schweden genießen, hat die Jugendreferentin im Dekanat zu Hause Rufbereitschaft. Dann ist sie zentrale Ansprechpartnerin, um von Bad Soden aus Probleme zu lösen und mit den Teamerinnen der Jugendfreizeiten am Telefon über plötzlich aufgetretene Schwierigkeiten zu reden. Beispielsweise wenn die Kanu-Tour in Mecklenburg-Vorpommern wegen des anhaltenden Regens ins Wasser fällt und die Teenager länger als geplant auf einem Campingplatz bleiben müssen.
Sarah Winkler sieht es als einen Vorteil an, dass sie vom Alter her noch sehr nah dran ist an ihrer Klientel. Schließlich geht es bei ihrer Arbeit auch darum, die Themen der Evangelischen Kirche mit denen der Jugendlichen zu verknüpfen. „Das muss ganz viel mit deren Lebenswirklichkeit zu tun haben“, sagt Sarah Winkler. Da kennt sie sich aus. Trotzdem hat sie bei den Jugendfreizeiten, die sie hin und wieder miterlebt, manchmal das Gefühl, schon alt zu sein. Ein großer Unterschied zu den 13- bis 17-Jährigen von heute sei, „dass ich noch nicht mit dem Handy aufgewachsen bin“. Die Jugendreferentin ist es gewohnt, sich an Absprachen zu halten. „Was besprochen wurde, muss ich doch nicht in Frage stellen, oder?“
Einmal sollten die Jugendlichen – wie verabredet – pünktlich um 14 Uhr in Florenz am Treffpunkt sein, doch niemand sei gekommen. Beim späteren Eintreffen der Gruppe fragten die Teenager dann, warum Sarah denn nicht angerufen oder eine Nachricht geschrieben habe, um auf den Termin hinzuweisen. „Du hast doch ein Handy und hättest über WhatsApp oder SMS schreiben können, dass Du wartest“, sagten die Teenager. „Offensichtlich sind es die jungen Leute gewohnt, dass jemand anruft oder schreibt, um an die Zeit und an Abmachungen zu erinnern? Sarah schüttelt den Kopf.
Doch so etwas kann ihr den Spaß nicht verderben. Viel stärker spüre sie die positiven Dinge bei ihrer Arbeit. Über das direkte Feedback der Kinder und Jugendlichen bekommt sie schnell eine Bewertung ihrer Arbeit. Die zufriedenen Gesichter und das ehrliche Dankeschön der Teilnehmer der Projekte, Party-Andachten und Freizeiten motivieren sie, setzen Kraft und Kreativität für neue Ideen frei. Die Resonanz sagt schon viel über darüber aus, ob das Dekanat mit seinen Angeboten den Nerv der Teilnehmer getroffen hat oder nicht. Allein zum Konfirmandentag kamen rund 300 Leute zu den verschiedenen Workshops und Arbeitsgruppen. Sarah Winkler und ihr Team waren begeistert, von diesem großen Interesse.
Was macht den Unterschied zwischen den Jugendfreizeiten der Evangelischen Kirche und dem Kreisjugendamt, der Volkshochschule oder anderen Anbietern? Sarah Winkler weist daraufhin, dass bei den Projekten und Fahrten des Dekanats christliche Werte gelebt werden. Anders als auf dem Schulhof, achten wir darauf, dass niemand ausgegrenzt wird. Die Jugendlichen bekommen bei uns das Gefühl, „hier kann ich sein und hier werde ich so akzeptiert wie ich bin. Niemand ist allein. Wir geben den jungen Leuten etwas mit auf ihren Weg und ich glaube, das ist nachhaltig und setzt sich fort.“
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