Die Faszination wurde immer grösser

Bereits im Teenager-Alter wusste ich, dass die Musik etwas ist, was ich gerne zu meinem Beruf machen möchte – allerdings zunächst nicht als Kirchenmusikerin. Nach meinem Studium der Instrumental- und Gesangspädagogik habe ich als freiberufliche Musikerin gearbeitet, Schüler unterrichtet und Chöre geleitet - bis ich über einen Kirchenchor sowie einen dazukommendem Posaunenchor und Orgelstelle nach und nach immer mehr in den Bann der Kirchenmusik gezogen wurde. Schließlich faszinierte mich das so sehr, dass ich das Kirchenmusikstudium aufnahm. Und das habe ich bis heute nicht bereut, da für mich an diesem Berufsbild besonders die Vielfalt so begeisternd ist.
Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen bis hin zu junggebliebenen und älteren Erwachsenen in meinen Gruppen und Chören. Jede Gruppe hat ihre eigenen Bedürfnisse und Besonderheiten, wobei doch gerade in unserem Bereich immer wieder erstaunlich ist, wie sehr die Musik Menschen verschiedener Charaktere verbindet. Es macht mir Freude, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen und ihnen über die Musik ganz vieles mitgeben zu können – natürlich die Ausbildung der Stimme, aber genauso wunderbare Klangerlebnisse beim gemeinsamen Kennenlernen und Erarbeiten unterschiedlichster Werke und – genauso wichtig – ein positives Miteinander, ein „Über sich Hinauswachsen“ und Zusammenwirken. Ich liebe es sehr, differenzierte Musikstile in meiner Stelle einbringen und verwirklichen zu können. vom geistlichen Bereich mit Werken aus alter und neuer Zeit in der Kantorei und dem Kirchenchor über große Musical-Produktionen, in denen noch der schauspielerische Aspekt hinzukommt, bis hin zu Bandarrangements für allerlei Anlässe. Sehr angenehm ist auch das gute Miteinander in der direkten Kollegenschaft, wodurch wir bereits etliche gemeinsame Auftritte mit viel Spaß vorbereitet und durchgeführt haben.
Diese Vielfalt spiegelt sich auch auf der Orgelbank wider – sehr gerne spiele ich die Orgelliteratur in ihrem breitgefächertes Spektrum, darüber hinaus bereichere ich diese aber gerade bei Gottesdiensten mit vielen jüngeren Mitfeiernden gerne auch mit eigenen Arrangements aus dem populären Bereich und der Filmmusik. Und freue mich darüber, wenn die Leute dann zu mir kommen, um mir mitzuteilen: „Mensch, das war doch… – das kenne ich – klang aber toll auf der Orgel.“
Manchmal, wenn ich mal wieder mitten in den Vorbereitungen für Konzerte und Projekte stecke und etliche Stunden mit der Organisation am Schreibtisch verbringe, oder wenn zusätzlich zu einer vollbepackten Woche noch dringende Anfragen und Termine hinzukommen, kommt mir schon der Gedanke, wie viel weniger Energie ein Beruf mit geregelter Arbeitszeit wohl bedeuten würde…
Doch dann kommt die nächste Probe – zum Beispiel die des Jugendchores, in der ich die pure Begeisterung für die Sache spüren kann – und vorher zum Beispiel noch eine Soloprobe einer Solistin des neuen Musicalprojektes, die in den letzten 3 Jahren nicht nur stimmlich enorme Sprünge gemacht hat, sondern nun auch in ihrer ganzen Art viel offener und selbstbewusster wirkt und dann noch sagt: “Ich bin hier heute hergekommen, weil ich bei diesem Lied noch sehr unsicher war, ob ich das kann – aber jetzt mag ich das selber total, wie ich es singe und wie es klingt.“
Oder wenn ich die leuchtenden Augen meiner Kantoreimitglieder sehe, die von unseren beiden großen Chorreisen in diesem Jahr berichten, mit denen wir im Wiener Konzerthaus und im New Yorker Lincolncenter in einem internationalen Chorprojekt dabei sein durften. Und die Aufregung, die allmählich steigt, weil im November unsere heimischen Konzerte anstehen, in denen wir ein eigens für uns komponiertes „Pater noster tango“ uraufführen und das in New York uraufgeführte „Tango credo“ zum ersten Mal im deutschen Raum präsentieren – ja, dann hüpft mein Herz vor Freude und ich bin stolz, mit all diesen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, mit denen so vieles möglich ist.
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