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    Denk doch, was Du glaubst…

    © Diakonie/Stephan RögerTobias Braune-Krickau erhält von Dr. Ulrich Lilie den Wichern-Sonderpreis 2017.Tobias Braune-Krickau erhält von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie den Wichern-Preis 2017 für seine Doktorarbeit verliehen.

    Über das Schreiben einer Doktorarbeit in Theologie

    von Tobias Braune-Krickau

    Für mich gehört es zu den besten Seiten am Christentum, dass man es auch denken kann. Natürlich gehört der Glaube zuerst einmal mitten ins Leben. Und ganz sicher hat er mit Dingen zu tun, die über die engen Grenzen unseres endlichen Verstandes hinausgehen. Aber wer glaubt, muss darum seinen Verstand noch lange nicht an der Garderobe abgeben. Auch wenn Glaube und Wissen etwas Unterschiedliches sind, gilt es doch umso mehr, ihren Unterschied – und ihr Zusammenspiel – zu denken und zu verstehen.

    Auch deshalb gibt es im Christentum von Anfang an Theologen: Menschen, die den Glauben begreifen wollen, um ihn sich und anderen verständlich zu machen. Wer heute an modernen Universitäten wissenschaftliche Theologie betreibt – etwa im Rahmen einer Doktorarbeit – tut das zwar unter anderen Bedingungen als die Denker des frühen Christentums. Aber letztlich gilt noch immer dasselbe Prinzip, das einer der großen Theologen des Mittelalters, Anselm von Canterbury, einst als „fides quaerens intellectum“ bezeichnet hat: Der Glaube ist nicht blind, sondern macht sehend. Er drängt aus sich heraus zum Verstehen.

    Nun muss man ehrlicherweise zugeben, dass theologische Wissenschaft auch kein pausenloser Höhenflug ist. Wer eine Doktorarbeit schreibt, muss sich auch in die Niederungen korrekt gesetzter Fußnoten begeben, den Staub von alten Buchrücken pusten und lange, verwickelte Bandwurmsätze nachträglich wieder entheddern. Aber ich kenne niemanden, der dabei nicht früher oder später auch das Glück einer echten Entdeckung, die Euphorie eines leuchtenden Einfalls oder die Schönheit eines wohlgeordneten Gedankengangs verspürt hat.

    Vor allem aber ist die Promotionszeit eine Lebensphase, in der man noch einmal sehr frei und selbstständig eigenen Fragen und Interessen nachgehen kann. Wer im Studium das Gefühl hat, dass letztlich immer zu viele Fragen offen und zu viele Bücher ungelesen bleiben, der ist hier genau richtig. Meistens kristallisiert sich das eigene Thema und der eigene Stil dann erst während der Arbeit heraus. Denn egal, worüber man schreibt: Es ist immer auch ein persönlicher Weg, der das eigene Glauben, Denken und Leben prägen wird. Dafür Zeit zu haben, habe ich als ein großes Privileg empfunden. Und wenn man dann noch dazu beiträgt, das, was einem wichtig ist, sich und anderen verständlicher zu machen – umso besser!

    Tobias Braune-Krickau, geboren 1983, hat in Gießen, Marburg, Frankfurt und Basel Evangelische Theologie und Philosophie studiert. Seine Doktorarbeit hat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Marburg geschrieben. Sie trägt den Titel: "Religion und Anerkennung. Ein Versuch über Diakonie als Ort religiöser Erfahrung". Seit 2016 arbeitet er in Marburg an seiner Habilitation zum Thema "Ideal und Kirchenbild. Praktisch-theologische Studien zum religiösen Sinn der Kirche".

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