Das Berufsportal der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

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Das Berufsportal der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)

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    EKHN/ASW

    Viele Fragen und gute Antworten

    ASW: Hallo Frau Neuburger, wer sich für den MainMaster Evangelisch-Theologische Studien entscheidet, braucht ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung. Welche Berufserfahrungen bringen Sie mit?

    Neuburger: Sie werden lachen. Ich habe Architektur studiert, 2009 abgeschlossen und danach in einer Wohnungsbaugesellschaft eine Stelle bekommen. Mein Leben lief gut. Diese Arbeit machte mir Freude, ich machte sogar etwas Karriere und konnte Erfahrung in der Projektleitung sammeln. Ab und zu kann ich zwischen der Architektur und der Theologie auch Parallelen sehen: in der Architektur drückt man Gedanken durch Bilder, in Form von Plänen aus, in der Theologie werden die Bilder durch Worte und Geschichten erzählt. Das gefällt mir.

    ASW: Wir sitzen hier in einer sehr schönen Altbauwohnung mitten in Frankfurt. Hohe Räume, Stuckdecken, vieles zeigt bei der Einrichtung die Handschrift einer Fachfrau. Das sieht aus, als seien Sie gerne Architektin, weshalb kam die Entscheidung für ein Theologiestudium.

    Neuburger: Ich mache meinen Beruf immer noch gerne, aber wie bei einigen Menschen in meinem Kurs des MainMaster, kamen Lebensereignisse dazu, die plötzlich Lebensfragen aufwerfen. Bei mir gab es nach privaten Umbrüchen die Fragen: Wozu sind diese Umbrüche gut? Hat Gott da etwas mit mir vor? Ich bin bis zum Studium Katholikin gewesen und habe mich in der Katholischen Kirche durchaus beheimatet gefühlt, aber mit dem Erwachen der theologischen Suche ging es für mich in dieser Kirche nicht weiter. Also kam der Austritt und Zwischenstationen in der Baptisten Gemeinde und auch in charismatischen und Pfingstgemeinden. Leider ist auch in diesen Gemeinden das Frauenbild nicht so progressiv, so dass ich gerade dabei bin, noch einen Schritt weiter zu gehen. Ich studiere evangelische Theologie und schaue mal, wohin mich dieser Schritt bringt.

    EKHN/ASWAuch beim Lernen kommt das Lachen nicht zu kurz: Freundinnen und eine starke WG sind wichtig.

    ASW: Das klingt nach einem längeren Weg. Was war auf diesem Weg wichtig?

    Neuburger: Wichtig war die Begleitung von mir wertvollen Personen. Da ist mein Baptisten Pastor in Aschaffenburg. Als ich eine Berufung in mir spürte, bin ich zu ihm gegangen, um darüber zu reden. Vielleicht hatte ich gehofft, dass er es mir ausreden würde, denn ich hatte auch großen Respekt vor dem Schritt in ein Studium. Er war früher eher traditionell eingestellt und gegen Frauen im Verkündigungs- und Leitungsdienst. Er ermutigte mich jedoch sofort, ein Theologiestudium zu beginnen und bot mir an, mein geistlicher Mentor zu werden. Damit war der Weg vorgezeichnet.

    ASW: Von der Entscheidung für ein Theologiestudium bis zur Einschreibung gibt es aber noch so manche Hürde. Zum Beispiel die Finanzierung. Wie war das bei Ihnen.

    Neuburger: Ich wollte eigentlich ein Vollzeitstudium beginnen, mich ganz meinen Fragen hingeben, aber das geht mit über Dreißig nicht mehr so einfach. Heute würde ich sagen, es gab definitiv Fügung in diesem Prozess. Ich hatte schon gekündigt und mein letzter Arbeitstag rückte näher, als mein Arbeitgeber mir ein Angebot machte: Halbe Stelle und ein Team, dass mich in der Projektleitung unterstützt. Damit bin ich zunächst ins Studium am Theologischen Seminar Erzhausen des Bundes freier Pfingstgemeinden gestartet. Aber hier gab es zwei Schwierigkeiten: Wer dort studiert, sollte sich auch mindestens 20 Stunden ehrenamtlich in den Gemeinden engagieren. Das hieß, mindestens 20 Stunden Studium, 20 Stunden Job und weitere 20 Stunden Ehrenamt. Da musste ich nach einem Semester erkennen: auf Dauer schaffe ich das nicht. Auch wenn die Menschen dort ihren Glauben sehr authentisch und konsequent leben und mir in diesem Punkt zu Vorbildern wurden, störte mich zweitens das dortige Frauenbild. Vordringlich die jungen Studenten sehen oft nur Männer in Leitungsämtern. Ich hatte das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, als Frau einen solchen Dienst anzustreben.

    ASW: Wie kamen Sie dann zum MainMaster?

    Neuburger: Über den bin ich im Internet aufmerksam geworden, als ich nach einer Alternative zum Vollstudium suchte. Für mich ist das die Lösung. Die Arbeitsbelastung ist neben meiner Halbtagsstelle sehr gut zu schaffen. Bei meinen Mitstudierenden erlebe ich, dass es vielen nicht so leicht fällt, sich die Zeit für das Studium freizuschaufeln. Gerade Eltern leiden oft unter Corona, weil sie durch Homeschooling und Homeoffice keinen Freiraum finden.

    Ich habe den Rhythmus: morgens Studium, ab Mittag gehe ich ins Büro bis die Arbeiten dort erledigt sind und an den Wochenenden sind die Lehrveranstaltungen. Das klappt sehr gut, vielleicht bei mir auch, weil man wegen der Coronabeschränkungen nicht ausgehen kann. So habe ich sogar weiterhin Zeit für meine Hauskreise, die ich begleite. Die sind für mich wichtig, denn dort lebe ich christliche Gemeinschaft, erprobe ich mich auch, übe mal zu predigen.

    EKHN/ASWEs tut gut, wenn die Schwester eine Aufmunterung fürs Hebräischlernen schickt.

    ASW: Endlich mal etwas Gutes an der Pandemie. Voraussetzung für diesen Weiterbildungsmaster sind abgeschlossenes Studium und fünf Jahre Berufstätigkeit, aber auch die alten Sprachen Griechisch und Hebräisch sowie ein Essay.

    Neuburger: Das war für mich aufgrund meiner Vorkenntnisse aus zwei Semestern Studium nicht schwer. Der Essay fiel mir leicht, da ich mich mit vielen theologischen Themen schon lange beschäftigte. Ich beschäftigte mich mit der Gleichstellung von Mann und Frau in der Kirche. Lag doch nah, oder?

    Da ich in Erzhausen bereits ein Jahr lang Griechisch und Hebräisch gelernt hatte, werde ich die beiden Sprachen jetzt nach dem zweiten Semester des MainMaster abschließen. Der Erwerb der Sprachen ist den Studierenden des MainMaster selbst überlassen, sie müssen diese nur bis zum Ende des zweiten Semesters nachweisen können. Das ist für manche meiner Mitstudierenden eine Herausforderung. Die Sprachen sind herausfordernd und stehen im Lernprogramm etwas im Gegensatz zu den theologischen Angeboten: Wir alle im Kurs empfinden das Studium mit seinen Lehrveranstaltungen an den Wochenenden oft eher als Freizeit. Wir diskutieren viel, schauen über den eigenen Tellerrand, weil jede und jeder aus seiner Biographie so viel einzubringen hat. Eine Kommilitonin hat zum Beispiel bereits über die Apostelgeschichte promoviert. Das ist faszinierend. Dieser Austausch untereinander ist sehr wichtig. Ich bin eine der Jüngsten in unserem Kurs und profitiere gerade sehr viel davon. Auf meine vielen Fragen gibt es gute Antworten. Die sind nicht abschließend, aber sie bringen mich voran.

    ASW: Sie streben ein Verkündigungsamt in einer Kirche an. Sehen Sie Ihre Zukunft als Pfarrerin in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)?

    Neuburger: Ich habe mich auf die Liste der Theologiestudierenden der EKHN setzen lassen, denn ich erlebe, dass eine evangelische Landeskirche am meisten an einem Austausch mit den anderen Konfessionen interessiert und dafür am offensten ist. Hier kann ich viele Erfahrungen einbringen, aus der eigenen Biografie katholische, baptistische, charismatische und pfingstlerische außerdem habe ich mich mit den koptisch-orthodoxen Christen beschäftigt.

    Zudem gibt es viele Frauen, die Pfarrerinnen sind. Ich muss nicht mehr rechtfertigen, dass ich mich berufen fühle, sondern kann diese Berufung leben. Das kommt mir entgegen.

    Aber ich lasse gerade die Zukunft noch offen. Ich habe einmal erlebt, dass ich sehr genaue Pläne von meinem Leben und der Zukunft entworfen hatte und damit eine sehr schmerzhafte Bruchlandung erleben musste. Jetzt lasse ich Gott mal machen. Für mich ist das Freiheit, dass ich nicht selbst alles kontrollieren muss. Ich kann loslassen und vertraue darauf, dass ich gut geleitet werde. Vielleicht wird es dann ein Vikariat in der EKHN. Vorstellen kann ich es mir.

    ASW: Vielen Dank für das Gespräch und dass Sie uns einen Einblick in den MainMaster gegeben haben. Gottes Segen für Ihr Studium und vor allem für die Ethikprüfung, die heute noch ansteht!

    MainMaster AUF EINEN BLICK:

    „EVANGELISCH-THEOLOGISCHE STUDIEN“

    Studiengangsprofil: Berufsbegleitende Weiterbildung
    Studienabschluss: Master of Theological Studies
    Studienbeginn: i.d.R. zum Wintersemester
    Studienvoraussetzungen: Hochschulabschluss; fünfjährige Berufspraxis
    Eignungsfeststellungsverfahren: Bibelkunde; thematischer Essay
    Sprachen: Hebräisch; Griechisch
    Studiendauer: sechs Semester

    Nächster Bewerbungszeitraum: 01. April - 01. Juli 2021
    Eignungsfeststellungsverfahren: (voraussichtlich) 14. August 2021

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