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    Theologie ist ein faszinierendes Fach, das viel zu wenig wahrgenommen wird!

    Wer die Bibliothek der evangelischen und katholischen theologischen Fakultäten in Mainz betritt, kann Theologie mit allen Sinnen spüren: den Geruch von altem Papier, die haptisch gefällige Struktur der ledergebundenen Ausgaben, das Geräusch des Kopierers, denn viele Bücher dürfen nicht ausgeliehen werden. Hier ist einer der Lieblingsplätze von Leroy Pfannkuchen. Ein Fensterplatz im Raum Neues Testament mit Blick nach draußen auf das Forum der Universität.

    Theologie durchdringen und dabei immer den Blick auf die Welt haben, das ist eines seiner Anliegen. Die Wissenschaft muss geerdet sein, das universitäre Wissen auf die konkreten Lebenssituationen bezogen werden. Es liegt vielleicht auch an seiner Herkunft, dass dies sein Anliegen ist. „Typisch für ein geisteswissenschaftliches Studium ist es nicht gerade, dass die Eltern Berufe haben wie Arzthelferin oder Betonpumpenfahrer.“ Motiviert haben ihn für seine Studienwahl gute Religionslehrerinnen in der Oberstufe und sein Gemeindepfarrer in Offenbach. Offenbach - noch so ein Punkt, der eher für Multikulti steht und Assoziationen wie Entkirchlichung hervorruft. Doch für Pfannkuchen war nach dem Abitur klar: Ich werde Theologie studieren. Doch welcher Studiengang soll es sein? Für Lehramt oder für Pfarramt? Was passt?

    Um diese Entscheidung zu treffen, ging er für sechs Wochen in eine Kommunität:  Kommunität Imshausen bei Bebra. Sechs Wochen Schweigen, Teilnahme an den Tagesgebeten, Ruhe in der Natur und sich ganz auf sich selbst besinnen. Eine interessante Zeit: Zuerst eine schwierige Phase, die Umgewöhnung und das sich einlassen auf die starre Struktur der Gebetszeiten, dann ein Sich-Einfinden und Hinein-Begeben und Annehmen des anderen Rhythmus und schließlich sogar selbst die Tagesgebete halten und zelebrieren.

    Gleich am dritten Tag eine wichtige Begegnung: eine andere Besucherin, noch Schülerin, berichtet ihm ihr Leben. Erzählt ihm ihre Erfahrungen im Religionsunterricht und ihre Fragen, sie kann gar nicht aufhören sich mitzuteilen und Leroy Pfannkuchen hört zu, fragt nach und gibt seine Antworten. Am Ende des Gesprächs ist klar, sein Weg führt zum Lehramt. Er will in die Schule. Doch auch wenn die Wochen in der Kommunität diesen Entschluss bestätigen, hängt er noch ein mehrwöchiges Praktikum am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Offenbach dran. Erst dann geht es zum Studieren an die Johannes-Gutenberg-Universität nach Mainz.

    2012 fingen110 Studierende mit ihm an. Nach den Sprachprüfungen waren es nur noch 70. „Schade, dass die nicht durchgehalten haben, aber manche hatten sich völlig falsche Vorstellungen über das Studium gemacht.“ Erinnert sich Pfannkuchen und dann kommt er ins Schwärmen für die Theologie. Für die Bandbreite an Wissen, die man sich aneignet, für die Sprachen und selbst die Bibelkunde hat ihn fasziniert. So sehr, dass er gleich für die Bibliothek noch ein weiteres Bibelkundebuch anschaffen ließ. „Nein, das Fach ist nicht trocken, sondern neben Medizin wahrscheinlich das umfassendste Studium überhaupt“, betont er. Für den Wechsel von der Schule an die Uni hatte er Glück, denn seine Religionslehrerin hatte ihm schon viel erzählt, was ihn im Studium erwarten würde. Da gibt es oft nicht die Chance, eine schlechte Arbeit durch andere Prüfungen im Semester auszugleichen, sondern jede einzelne Prüfung zählt und niemand geht einem nach. Es ist gut, wenn man auf die völlige Eigenverantwortung im Studium vorbereitet wird.

    Daran arbeitet er und engagiert sich in der evangelischen Fachschaft dafür. Deshalb gibt es in Mainz auch ein Schnupperstudium, in dem bis zu einer Woche lang Oberstufenschülerinnen und –schüler Studierende begleiten können. Mal hineinschnuppern in Vorlesungen, Seminare und natürlich auch in die Bibliothek. Fragen stellen und sich begleiten lassen bei der Frage, ob Theologie das richtige Studium ist.

    Bei Leroy Pfannkuchen ist seine Entscheidung gerade neu gefallen. Seit dem Sommersemester steht er nicht mehr auf der Liste der Lehramtsstudierenden. Er hat gewechselt und sich für das Pfarramt eingeschrieben. „Das habe ich gleich gewusst, dass du mal Pfarrer wirst,“ grinste sein Gemeindepfarrer nur, der ihn schon immer auf dieser Seite des Studiums sah.

    Was hat den Ausschlag gegeben? Er musste sich entscheiden, ob er jetzt seine Bachelorarbeit anfängt, damit das Lehramtsstudium abschließt und danach noch ein Studium Theologie für Pfarramt anschließt. Doch das hätte bedeutet, dass er dann ein Zweitstudium beginnt, das pro Semester fast 1.000 € kostet (650 € Gebühren für das Zweitstudium plus die Semestergebühren). Also keine Bachelor-Arbeit und gleich wechseln, denn Studienwechsel kostet nicht und viele seiner Prüfungen und Veranstaltungen wurden anerkannt. Nun muss er seine Grundkenntnisse in Hebräisch noch ausbauen, denn die reichen für das sogenannte „Vollstudium“ für Pfarramt nicht. Ob er -wie im Pfarramtsstudium üblich - die Universität noch einmal wechseln wird, weiß er noch nicht, denn immer noch ist er seiner Heimatgemeinde in Offenbach verbunden. Dort hat er seit seiner Konfirmation mitgearbeitet, in der Jugendarbeit als Teamer, bei Freizeiten und jetzt schon die zweite Periode im Kirchenvorstand. Aber auch vom Geld wird es abhängen, ob ein Umzug möglich ist.

    Für Pfannkuchen ist klar: Es geht nicht nur darum Lehrer oder Pfarrer zu werden, dafür ist dieses Fach viel zu schade, denn es hat immer mit einem selbst zu tun. „Man muss einerseits die wissenschaftliche Auseinandersetzung und den eigenen Glauben trennen, aber immer auch beides aufeinander beziehen. Sich den Fragen stellen und im Denken bereit sein, sich auf Neues einzulassen. Ja, selbst unbequeme Fragen stellen und auch aushalten. Tabuthemen aufgreifen. Sich herausfordern lassen und selbst herausfordern.“ Diese Faszination treibt ihn an. Deshalb geht er auch jetzt in Schulen und wirbt für sein Fach. Sein Engagement in der Fachschaft und bei den Einführungsveranstaltungen für Erstsemester gehört dazu, denn es sollen doch möglichst wenige abbrechen. „Die Buntheit der Menschen, die Theologie studieren, brauchen wir.“

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